Deutsche Jugendmeisterschaften, Rostock

Sophia Volkmer wird Deutsche Vizemeistern über 800 Meter

Antonia Unger rennt mit Mittelhessenrekord ins Finale- Tom Stöber überzeugt im 800m-Finale – Kjell Wörner überrascht als Neunter

 
Rostock (lw). Welch eine erfolgreiche Deutsche Jugendmeisterschaft aus Sicht des TV Wetzlar! Hervorragend war die Stimmung im Mannschaftshotel der beiden Trainingsgruppen um ihre Trainer Mark Schwesig (Mittelstrecke) und Lars Wörner (Hürden). Mit den sechs Sportlerinnen und Sportlern Sophia Volkmer, Antonia Unger, Tom Stöber, Kjell Wörner, Stephanie Kleiber und Svea Regina stellte der TVW das teilnehmerstärkste Team Mittelhessen bei den Titelkämpfen in der Hansestadt. Am Ende des kräfteraubenden Wochenendes hatten die Domstädter dann auch noch allen Grund zur Freude, denn die gezeigten Leistungen der Wetzlarer Talente konnten sich sehen lassen:

800 METER

Wetzlars 800m-Ass Sophia Volkmer ging nach einem souveränen und kontrollierten Vorlaufsieg (2:16,21 Minuten) am Samstagabend im Finale der weiblichen Jugend U20 am Folgetag hochmotiviert ins Rennen. Bis hierhin verlief die Saison der hochaufgeschossenen Athletin holprig. Immer wieder konnte sie ihre Lockerheit in den Rennen nicht abrufen. Anders jedoch im Rostocker Stadion an der Ostsee. „Ich habe richtig Lust zu laufen“, gab Volkmer bereits vor dem Start des Finales ihre positive Einstellung zum Besten.
Nach dem Startschuss positionierte sich die Dutenhofenerin direkt in der Führungsgruppe und beobachtete die Entwicklung des taktisch geführten Rennens hellwach und aufmerksam. Nach der ersten noch ruhig gelaufenen Stadionrunde ging dann 300 Meter vor dem Ziel „die Post ab“. Die Jahresschnellste Lucia Sturm (Moselfeuer Lehmen) zog das Tempo an. Nur noch Sophia Volkmer konnte ihr folgen. Ab hier entwickelte sich ein packender Zweikampf bis zur Ziellinie bei dem Sturm in 2:11,98 Minuten ihre Führung am Ende vor Sophia Volkmer (2:12,30 Minuten) knapp behaupten konnte. Silber für Sophia Volkmer! Die 19-Jährige sicherte sich zufrieden und überglücklich wie im Vorjahr die Deutsche Vizemeisterschaft und zeigte somit allen Kritikern, dass sie das Laufen nicht verlernt hat. 
Sophia war drei Wochen vor den Titelkämpfen noch zur Leistungsdiagnostik in Leipzig. Hierbei waren fast alle Werte überdurchschnittlich gut. Wir haben dann dennoch ihr Training ein bisschen umgestellt, um wieder mehr Lockerheit zu erreichen, das war die richtige Entscheidung, 
freute sich auch Volkmers Coach Mark Schwesig über die Leistung seiner Vorzeigeathletin. 
Nicht weniger zufrieden war der Übungsleiter dann auch mit der Leistung seines zweiten Schützlings. Volkmers Trainingspartner Tom Stöber debütierte als einer der Jüngsten über 800m bei den Deutschen Meisterschaften in der Altersklasse U18. „Ich wollte bei meinen ersten Deutschen unbedingt ins Finale kommen. Das dann auch noch eine solche Zeit und Platzierung rausspringt, macht mich super zufrieden“, kommentierte Stöber seine Leistung  nach dem Finale. Auf dem Weg hierhin wusste der Büblingshäuser in einem taktisch geführten Vorlauf, in dem er routiniert und abgezockt agierte, zu gefallen und sich in 2:04,60 Minuten direkt für sein erstes DM-Finale zu qualifizieren. 
Anders als der Vorlauf sollte sich dieses Rennen dann nicht zu einem „Bummelrennen“ entwickeln. Die acht besten Deutschen U18-Starter wollten es von Beginn an wissen und hielten das Tempo hoch. Stöber konnte stets den Anschluss halten, musste kurz vor Schluss dann ein Quartett der ein Jahr älteren Läufer ziehen lassen. Bis zur Ziellinie spurtetet der 16-Jährige mit um die Plätze. Als Schnellster des Geburtsjahrgangs 2005 freute sich Stöber unter den lautstarken Anfeuerungsrufen seiner extra angereisten Eltern außerhalb des Stadions – Zuschauer waren bei den Titelkämpfen pandemiebedingt nicht zugelassen –  als Sechster der Deutschen Meisterschaften über seinen starken 800m-Auftritt in 1:54,86 Minuten.
 
Tom hat alles richtig gemacht. Er ist Schnellster seines Jahrgangs, hat bei seinen ersten Deutschen die Nerven behalten und wir werden noch viel Freude an seinen Läufen haben,
jubelte Schwesig, nachdem sein zweiter Schützling in Rostock überzeugt hatte.

 

400M HÜRDEN

Zunächst ging es in der Nachmittagssession am Samstag für Antonia Unger und Kjell Wörner im Halbfinale über 400m Hürden darum, ihre Leistungen abzurufen und um den  Finaleinzug zu kämpfen.
 

Den Anfang machte Antonia Unger. Bis dato hatte die Münchholzhäuserin  in diesem Jahr ihre Bestzeit schon auf ausgezeichnete 61,80 Sekunden verbessert. Anders als bei den Mittelstrecken wird in den 400m-Hürdenhalbfinals weniger taktiert und für das Erreichen der Finals reichen oft nur Top-Leistungen. Dessen war sich Unger bewusst. Hochmotiviert machte sich die 19-jährige Antonia Unger auf den Aufwärmplatz und spulte konzentriert ihr Vorbereitungsprogramm ab. Auch der aufkommende starke Wind und die  dunklen Regenwolken über dem Rostocker Leichtathletikstadion ließen die Hürdenspezialistin unbeeindruckt an den Start gehen.

Bereits nach den ersten zwei der insgesamt 10 Hürden war dann zu spüren, dass Antonia Unger in bärenstarker Verfassung ist und keinen Zweifel an ihrem Ziel lassen wollte, das Finale der besten acht deutschen U20-Langhürdenläuferinnen zu erreichen. 300 Meter vor dem Ziel führte die Domstädterin das Halbfinale an, musste nach einem kleinen Strauchler an der letzten Hürde  die zwei Favoritinnen ziehen lassen und kam als starke Laufdritte ins Ziel. „Der Lauf war bis auf die letzte Hürde super“, wusste Coach Lars Wörner die Leistung seiner Athletin schon vor dem Erfahren der Zeit zu loben. In ausgezeichneter neuer persönlicher Bestzeit von  61,13 Sekunden verbesserte Antonia Unger gleich einmal den 36 Jahre alten Frauen-Mittelhesssenrekord von Diana Ponzio (Gießen). Klar war dann auch, dass diese Ausnahmezeit das Ticket für das erhoffte Finale bedeutete.
„Das war ein richtig guter Lauf, auch wenn ich einige Rhythmen und auch die letzte Hürde noch besser laufen möchte. Die Zeiten, die man heute laufen musste, um ins Finale zu kommen, hätten letztes Jahr fast zu einer Medaille gereicht“, freute sich die sympathische Athletin über ihre neue Bestmarke und das Erreichen des Finales.
Hier ging Antonia Unger dann auf der ungünstigen Bahn 1 ins Rennen. Gleich an der zweiten Hürde musste Unger dann ihren Rhythmus ändern und lief dennoch hochzufrieden als Achte der weiblichen Jugend U20 in 62,71 Sekunden ins Ziel. „Ich bin überglücklich mit dem Meisterschaftswochenende. Klar hätte ich gerne auch im Finale noch einmal an meine Bestzeit ranlaufen wollen, aber das Halbfinale hat mich schon viel Kraft gekostet und der engere Kurvenradius der Bahn 1 liegt mir einfach nicht so gut“, bilanzierte die schnellste Hessin zufrieden auf der Heimfahrt ihr erfolgreiches Abschneiden bei den Deutsche Meisterschaften.
 
Neben Unger wusste aber auch ihr Trainingspartner Kjell Wörner in der Hansestadt von sich reden zu machen. Im 400m-Hürden-Halbfinale der männlichen Jugend U18 wuchs der Youngster förmlich über sich hinaus. Als 21. der Meldelisten reiste Wörner mit einer Bestzeit von 57,48 Sekunden an die Ostsee. Regenschauer und böige Winde direkt vor seinem Lauf und auch die Tatsachen dass es seine ersten Deutschen U18-Meisterschaften waren, lies den 17-jährigen völlig unbeeindruckt. Auf der regennassen Rundbahn ging der Albshäuser sein Rennen sehr fokussiert an, erlaubte sich keine Fehler und lief bis ins Ziel die geplanten Rhythmen zwischen den zehn Hindernissen.  Der Lohn für den ehrgeizigen Hürdenläufer war dann eine neue persönliche Bestzeit von ausgezeichneten 56,69 Sekunden und der sensationelle neunte Rang, mit dem er nicht nur sich selbst, sondern auch die Konkurrenz überraschte. Nur 5/100 Sekunden fehlten Kjell Wörner am Ende zum achten Rang und dem Erreichen des vor dem Titelkämpfen nie zur Debatte stehenden Finales. „Ich wusste, dass ich schneller als 57 Sekunden laufen kann. Aber bei diesen äußeren Bedingungen habe ich schon im Halbfinale vor mir gesehen, dass es heute schwer wird, gute Zeiten zu rennen. Umso glücklicher bin ich, dass es mir hier beim Saisonhöhepunkt gelungen ist. Und dann gleich in die Top Ten“, freute sich Wörner über seinen gelandete Coup.
 

100M HÜRDEN

Auch die dritte Hürdenläuferin des TV Wetzlar, Stephanie Kleiber, hatte am Abschlusstag der Meisterschaften allen Grund zur Freude. Kleiber ging als 29. der Meldelisten mit einer Bestzeit von 15,13 Sekunden im dritten Vorlauf über 100m Hürden der weiblichen Jugend U20 an den Start. Ihr Ziel: „Bestzeit und wenn es geht unter 15 Sekunden laufen“. Dieses Ziel fest im Blick rannte die 18-jährige Kubacherin ihr bestes Hürdenrennen der Saison. In ausgezeichneten 14,81 Sekunden verbesserte sie ihre eigene Bestmarke deutlich und freute sich als Gesamt 18. über ihr starkes Abschneiden bei den Deutschen Jugendmeisterschaften.
 
Alle drei Athletinnen und Athleten haben zum Saisonhöhepunkt geliefert und ihre Bestzeiten unterboten. Besser konnte es nicht laufen. Ich beeindruckt und stolz auf die Leistungen von Antonia, Kjell und Stephanie,
bilanzierte auch Hürdentrainer Lars Wörner hochzufrieden das Abschneiden seines Trios.
 

3000 METER

Nicht ganz zufrieden mit dem Resultat war 3000m-Läuferin Svea Regina. „Ich wäre gerne schneller gelaufen, aber die ersten 1000m und der Wind haben mich viel Kraft gekostet“,  wusste Regina ihre Leistung zu analysieren.
Kurz vor den Titelkämpfen erfuhr sie erst über ihre Teilnahmeberechtigung, denn der Deutsche Leichtathletik Verband hatte pandemiebedingt nicht alle „Normerfüller“ zugelassen, sondern noch zusätzlich eine Teilnehmerbegrenzung in den einzelnen Disziplinen gesetzt. 
Jetzt hieß es im Vorfeld für die 17-jährige, die in Rostock als erste der Wetzlarer Delegation am Freitagabend an den Start ging, Hotelzimmer zu buchen und sich auf das anstehende Rennen einzustellen. 
Konzentriert und motiviert ging die Trainingspartnerin von Sophia Volkmer und Tom Stöber dann ins Rennen der 23 besten 3000m Läuferinnen Deutschlands. Auf den ersten 1000 Metern wusste Regina sich gut im Feld zu behaupten, dann musste sie aufgrund des hohen Anfangstempo die Führungsgruppe ziehen lassen und lief ab dort bei starken Windböen als Führende einer Dreiergruppe die letzten Runden. Am Ende standen 10:38,50 Minuten und der 17. Platz für Svea Regina zu Buche. 

Viel Zeit zum Ausruhen bleibt dem Wetzlarer Sextett, die am Sonntagabend um Mitternacht wieder in der Domstadt angekommen waren, nicht. Tom Stöber geht bereits am Mittwoch in Pfungstadt über 1500m an den Start und für Sophia Volkmer, Antonia Unger, Kjell Wörner, Stephanie Kleiber und Svea Regina stehen die Vorbereitungen auf die Süddeutschen Meisterschaften am kommenden Wochenende in Walldorf auf dem Programm.