Tom Stöber Deutscher Meister über 800 Meter
Koblenz (lw). Mit emporgestreckten Armen und weit aufgerissenen Augen rannte Tom Stöber am Samstagabend um 19:17 Uhr über die Ziellinie im Koblenzer Stadion Oberwerth. Es war vollbracht. Das Laufass des TV Wetzlar hatte sich zum Deutschen 800m-Meister der U20 gekrönt.
Dabei sah es zu Wochenbeginn noch gar nicht so gut aus mit Stöbers Start bei den Titelkämpfen. Am Montag musste er mit Magen-Darm-Problemen das Training abbrechen. „Wenn es einer schafft, das Ding zu rocken, dann ist es Tom“, zeigte sich Coach Mark Schwesig da jedoch schon fokussiert und zielsicher. Auf den Punkt genau hatte der Gesamtschullehrer seinen Schützling vorbereitet. Von Bestzeit zu Bestzeit, gerade in den Sprintbereichen, war der Weg vom Büblingshäuser Stöber bis hin zu den Deutschen Meisterschaften gepflastert. Die Norm für die Teilnahme an den Juniorenweltmeisterschaften in Lima war bereits abgehakt. Jetzt galt es einen der ersten beiden Plätze im 800m-Finale zu erreichen.
Auf dem Weg dorthin wusste der Bundeskaderathlet bereits am Freitagabend im Vorlauf zu gefallen. Souverän setzte er sich als Sieger in 1:54,32 durch und sicherte sich das große „Q“ für den Finaleinzug. Teil eins der Mission war vollbracht. Jetzt galt es sich zu erholen und für das Finale am Samstagabend um 19:15 Uhr zu vorzubereiten.
Unter den Augen des mitgereisten Fanclubs aus Eltern, Großeltern Freunden und Bekannten, die mit großen Bannern im Koblenzer Stadion zur Unterstützung anwesend waren, ging Stöber dann auf Bahn fünf ins Rennen.
Für ihn mittlerweile ein Markenzeichen war dann die gewohnt defensive Renngestaltung. Wohlwissend, dass er zu den schnellsten Sprintern im Feld gehört, reihte sich das Laufass im hinteren Mittelfeld ein und überlies die Führungsarbeit den anderen. Geschickt eingestellt von seinem Coach Mark Schwesig zeigte sich Tom Stöber stets hellwach und positionierte sich leicht außen um nicht in Rangeleien und Stürze verwickelt zu werden. Selbst als 200 Meter vor dem Ziel die Post so richtig abging, behielt der 18-Jährige die Nerven. 150 Meter vor dem Ziel schob er sich langsam auf den dritten Rang vor. Was dann folgte, glich einem Feuerwerk. Stöber zündete auf den letzten100 Metern seinen Turbo und flog an den beiden vor ihm laufenden fast spielerisch vorbei. In 1:52,02 Minuten lief der Wetzlarer mit drei Zehntel Vorsprung zur viel umjubelten Goldmedaille. „Auf der Zielgerade hatte ich so viel Adrenalin verspürt, dass ich einfach gefühlt nur geflogen bin“ schilderte der neue Deutschen Meister die Eindrücke seines Endspurts.
Nur kurz hatte Tom Stöber Zeit zum Durchschnaufen, denn schon stand Bundesstützpunktleiter Carsten Ebert vom Hessischen Leichtathletik Verband im Ziel und überreichte Stöber und dem Silbermedaillengewinner Louis Buschbeck (Königstein, 1:52,31) jeweils eine Flagge Perus. Hiermit gratulierte der HLV allen Nachwuchsathleten zur direkten Nominierung für die U20-Weltmeisterschaften in Lima.
Auf die Frage, ob er zu irgendeinem Zeitpunkt an dem Sieg gezweifelt habe, antwortete Stöber: „Nervös war ich eigentlich nur vor dem Vorlauf, denn ich wusste nicht, wie viele Körner die Magen-Darm-Grippe verbraucht hatte. Danach wusste ich, dass ich meine Beine habe und bin entspannt und zuversichtlich ins Finale gegangen“. Beeindruckt zeigte sich der Youngster bei den Titelkämpfen aber doch einmal kurz. Direkt nach dem Lauf wurde er zur Einkleidung für die Weltmeisterschaften beordert. „Was wir da alles für Kleidungen, Schuhe, Taschen und so weiter bekommen ist schon gigantisch“, strahlte der Domstädter fast ungläubig.
Dass, wofür das Duo Stöber/ Schwesig ein Jahr darauf hingearbeitet haben war nun tatsächlich erreicht. Als Deutscher Meister fährt Tom Stöber nun mit dem Adler auf der Brust zur U20-WM. Während seine Mitschüler in der Goetheschule bereits wieder die Schulbank drücken, wird Stöber bis zum 31. August im Nationaltrikot in Lima weilen und für Deutschland über 800 Meter an den Start gehen (Vorlauf am 27. August, Halbfinale am 29.August und mögliches Finale am 30. August). Ob er auch noch zusätzlich in der 4x400m-Staffel eingesetzt wird, seine Zeiten sprechen da deutlich für ihn, wird sicherlich vor Ort entschieden.
Fest steht jetzt jedenfalls, dass es nach einer kleinen Feier im heimischen Büblingshausen am Abend des Triumphes schon zeitnah weiter geht mit der Vorbereitung auf die nun anstehenden Weltmeisterschaften. „Heute am Sonntag besuche ich nochmal meine Oma im Pflegeheim und zeige ihr das Laufvideo und die Medaille, dann geht’s für zwei, drei Tage mit meiner Familie nach Österreich. Trainingsfrei wird mir Mark aber nicht geben“, schmunzelte Tom Stöber einen Tag nach seinem Triumph. Aus dem Familienurlaub geht es für ihn dann am 01. August direkt ins Trainingslager mit dem Deutschen Leichtathletik Verband nach Oberhof bevor der Flieger mit der Nationalmannschaft am 21. August in Richtung Peru abhebt.
Ob sein Trainer Mark Schwesig Sonderurlaub erhält und dann auch in Peru sein kann oder seinem Schützling über Videocalls unterstützt und einstellt, wird noch zu klären sein. Denn im Normalfall muss der Sport- und Mathelehrer seinen Dienst zum Schuljahresbeginn am 26. August an der Gesamtschule Solms antreten.
Sophia Volkmer trumpft in Belgien auf
Leouven/ Belgien (lw) Während Coach Mark Schwesig und Trainingspartner Tom Stöber bei den Deutschen Jugendmeisterschaften in Koblenz waren, wusste Ausnahmeläuferin Sophia Volkmer beim internationalen Läufermeeting im belgischen Leouven von sich reden zu machen. In Saisonbestzeit von 2:04,20 Minuten gewann die Dutenhofenerin souverän das B-Finale und zeigte sich mehr als zufrieden mit ihrer Leistung.